Ungefähr vor einer Woche war es soweit: Ich erhielt das Abschlusszeugnis vom UNIGIS-Team und darf mich von jetzt an offiziell einen „Master of Science“ (GIS) nennen. Nach drei Jahren Fernstudium tut es gut, das angestrebte Ziel endlich abgeschlossen zu wissen.
Zeit für ein Resumee in Sachen UNIGIS!
1. Kosten
Zunächst ist es einmal so, dass dieses Fernstudium eine Menge Geld kostet. Rund 8000 Euro werden da für die Weiterbildung verbraten. Wer einen Arbeitgeber hat, der ihm was zuschießt kann sich glücklich schätzen. Wer das privat finanziert sollte bei der steuerlichen Absetzbarkeit der Kosten aufpassen. Bei UNIGIS kann man die Kosten in zwei Raten oder in einer Rate zahlen. Ich dachte, ich nehm die eine Rate – dadurch spart man sich ein paar hundert Euro ggü. UNIGIS. Allerdings kann man dann bei der Steuererklärung den Betrag als Werbungskosten auch nur in einem Jahr absetzen. Da dieser Betrag mit ca. 8000 Euro den überhaupt möglichen absetzbaren Maximalbetrag von 4000 Euro übersteigt, „verpuffen“ 4000 Euro und wirken nicht steuermindernd. Deshalb würde ich aus heutiger Sicht die Zweimal-Rate in Anspruch nehmen, um die tatsächlichen Kosten steuerwirksam zu halten.
Aber: ich bin kein Steuerexperte und übernehme keinerlei Gewähr für diesen Hinweis.
2. Inhalte
Die Inhalte der Module waren insgesamt sehr spannend und haben einen vollständigen Einblick in das Thema GIS vermittelt. Je nach Vorkenntnissen ist man in einigen Modulen schneller oder etwas langsamer unterwegs, aber die 6 Wochen Bearbeitungszeit hatten bis auf ein Modul immer ausgereicht. Super waren die Module zur Datenmodellierung, Geodatenbanksysteme und zur Räumlichen Analyse. Was mir im Angebot der optionalen Module ein bisschen gefehlt hat war GIS-Programmierung in .NET. Mittlerweilen gibts allerdings ein Modul dazu mit ArcObjects und VB.NET. Trotzdem würde ich mir zusätzliche Angebote dazu wünschen. Auch mehr Open Source Module könnten das Angebot der optionalen Module noch verbessern (z.B. PostGIS, DotSpatial oder SharpMap, QGIS und Anpassungen mit Python). Hier ist man sehr proprietär unterwegs.
3. Betreuung
Die Betreuung ließ in manchen Modulen zu wünschen übrig. Da hatte ich bei zwei Modulen schon das Gefühl, dass jemand nen ziemlichen lockeren Job als Lehrbeauftragter hat. Mit einer Beurteilung war ich auch überhaupt nicht einverstanden, da mir die Leistungserwartung des Modulbetreuers (Modul 3) nicht ausreichend genau formuliert war. Da gingen unsere Vorstellung von der Bearbeitung des Moduls etwas auseinander. Auch nach heftiger Diskussion – letztlich mit der Lehrgangsleitung – hat sich nichts an der Beurteilung geändert. Insgesamt war die Betreuung in den Pflichtmodulen jedoch gut.
Während der gesamten Studienzeit war die Betreuung durch eine Tutorin eine wichtige Unterstützung. Unsere Jahrgangstutorin des MSc 2009 war dabei sehr aktiv und motivierend. Vielen Dank an Julia Moser dafür!
4. Master Thesis
Die Phase „Master Thesis“ dauerte bei mir (auch durch einen Arbeitgeberwechsel in der Fernstudiumszeit) insgesamt etwas länger. Nachdem ich die Module alle hinter mich gebracht hatte, gingen noch 1,5 Jahre ins Land bis die Masterarbeit fertig war. Die eigentliche Bearbeitung lag bei einem Jahr. Ursprünglich hatte ich 6 Monate im Kopf, aber das ging einfach nicht.
Ich hatte ein betriebliches Thema gewählt und hatte auch mit meinem Arbeitgeber vereinbaren können, Arbeitszeit für die Master Thesis zu verwenden, da es ja auch einen betrieblichen Nutzen hatte. Dieses Vorgehen hat Vorteile:
- Man lernt das Unternehmen und Prozesse besser kennen
- Man macht das meiste in der Arbeitszeit und nicht noch abends oder am Wochenende
- Man bearbeitet etwas, was im Idealfall auch umgesetzt wird
Allerdings ist man dann auch abhängig von der Zuarbeit und Informationen von Mitarbeitern, muss auf Termine warten, muss nebenher auch noch das reguläre Tagesgeschäft erledigen und oft auch andere Arbeiten höher priorisieren.
Zum Schluss hatte ich mit meinem Vorgesetzten vereinbart, 14 Tage nur die Master Thesis zu bearbeiten, weil es sich sonst noch länger hingezogen hätte.
Insgesamt haben mich mein Arbeitgeber und meine Kollegen sehr gut bei der Master Thesis unterstützt. Außerdem möchte ich die extrem kurzen Antwortzeiten per email und die gute Betreuung durch Prof. Strobl herausheben – das war wirklich klasse!
Fazit
Wer ein Interesse an GIS mitbringt und dieses auch über längere Zeit aufrecht erhalten kann schafft das Fernstudium auch. Allerdings gibts natürlich auch Durststrecken in Modulen, die einem nicht so liegen. Bei mir war dies das Modul zum Thema Projektmanagement. Dieses Fernstudium bedeutet definitiv eine Herausforderung mit weniger Zeit für Hobbies, Freunde und Familie. Aber wenn einen das Thema GIS wirklich juckt und wer gleichzeitig im Beruf noch nebenher Geld verdienen möchte (muss), dann gibts meiner Meinung nach derzeit keine Alternative zu UNIGIS.
Hier ein Update in Sachen Alternativen zum UNIGIS MSc:
DIe Hochschule Anhalt bietet einen berufsbegleitenden Fernstudiengang „Geoinformationssysteme“ an, welcher mit 6400 Euro günstiger ist, als der UNIGIS MSc. Inhaltlich gleichen sich die beiden Studiengänge auf den ersten Blick. Außerdem schließt man diesen Fernstudiengang mit einem „Master of Engineering“ ab. Klingt nach einer Alternative für diejenigen, die einen Master in GIS machen wollen (ich mach keinen mehr).
http://www.bemastergis.de
Danke dir Johannes für diese lehrreichen Zeilen.
Ich bin über einen Link auf diese Seite gekommen. Auf der vorherigen Seite, wurde erwähnt, dass du Forstwirtschaft studiert hast. Inwieweit konntest du daraus Vorteile bei UNIGIS ziehen oder waren da nur Nachteile. Im gegensatz zu den anderen Studenten die wahrscheinlich einen Bachelor in einem Thema haben der mehr Fachwissen mitgebracht hat.
MfG
ein Forststudent der mit GIS liebäugelt
Hi Fabian,
schön von Dir zu hören – ich werde nämlich das Gefühl nicht los, dass wir uns kennen. Find ich prima, dass Du Dich für den GIS-Master interessierst. Aber mach erst mal Deinen Bachelor fertig.. Achja, ich wollte Dir ja noch was zu Deiner Bachelorarbeit schreiben – wird bald gemacht.
Zu Deiner Frage:
Es gab im UNIGIS-Studium immer wieder Berührungspunkte mit der Forstwirtschaft, weil GIS ja immer auch von der Anwendung lebt. GIS gibts ja nicht zum Selbstzweck, sondern dient immer einer bestimmten Fachwelt – in der Forstwirtschaft natürlich ganz enorm, weil da ohne GIS nichts mehr geht. Direkt Vorteile hatte das im UNIGIS-Studium nicht, aber da GIS in Umweltthemen allgemein wichtig ist, fühlte ich mich bei vielen Fragestellungen „daheim“.
Deine Bedenken, dass Dein GIS-Wissen eventuell nicht ausreicht ggü. den echten Bachelor-Geoinformatikern, die auch unter den MSc-Kandidaten sind kannst Du getrost vergessen, weil wie gesagt erstens Fachwissen (im Sinne von Nicht-GIS-Wissen, z.B. Forst, Umwelt, Landschaftsplanung, Biologie, Geographie etc.) auch immer in der Geoinformatik zählt (v.a. im Job später!) und zweitens Bachelor-GISler meiner Erfahrung nach Vermesser mit GIS-Schwerpunkt sind. Das soll jetzt nicht negativ klingen, aber es war meine Erfahrung. Und diesen Vermesser-Vorsprung, den die besagten GIS-Bachelor haben, den brauchen die gar nicht im UNIGIS-Master.
Also ich fühlte mich zu keiner Zeit als der langsamste unter den Kollegen. Außerdem gehts da nach meiner Erfahrung sehr kollegial zu und insgesamt richtet sich der GIS-Master ja v.a. an die Fachleute, die aus unterschiedlichen Bereichen kommen und ihr jeweiliges Fachwissen mit GIS-Kenntnissen anreichern wollen. Das ist ja kein konsekutiver MSc, bei dem man vorher den Bachelor in Informatik oder Geoinformatik braucht. Bei mir im Jahrgang waren Förster, Landschaftsarchtiekten, ein Jurist, Bauingenieure, Wirtschaftsinformatiker, Entwicklungshelfer, Umweltingenieure, Vermessungsingenieure und ja – auch zwei Geoinformatik-Bachelor (von knapp 40 Leuten).
Aber an Deiner Stelle würde ich mir den Master of Engineering an der Hochschule Anhalt auch mal anschauen.
Schönen Gruß,
Johannes